“Nadelbäume machen starre Häuser nur noch starrer. Nadelbäume werfen auch im Winter Schatten, wenn man sich nach der Sonne sehnt. Nadelbäume versäuern den Gartenboden. Nadelbäume sind wie Kuckuckseier: Sie werden unten immer breiter und werfen den Besitzer schließlich aus dem Garten. Irgendwann ist Schluss, Endstation: Alle aussteigen (..). Nadelbäume sind keine Gute Gesellschaft. Schauen sie: Ihre Kinder können nicht drin klettern; sie selbst können sich nicht an den Stamm lehnen, um ein Buch zu lesen; sie können keine Hängematte dran fest machen; sie können nicht mal ein Fahhrad dran lehnen. Und niemand wird sich in einer Badehose zu einer Fichte legen. Nadelbäume sind ohne jede Überraschung, ohne Wechsel, ohne Farbenspiel. Sie könnten sich auch eigentlich gleich drei Littfasssäulen in den Garten stellen.”
-Zitat von Dieter Wieland-
Dieses Zitat lässt mich im nachhinein mehr Frieden mit der Fällung der Tannen finden:
Gestern war Fälltermin. Wegen der Lage der Bäume (zwischen zwei Gartenlauben und dicht am Nachbargrundstück) mussten sie mit Klettertechnik gefällt werden. Unter den Bäumen war bis auf den kleinen Sandkasten nichts, was hätte Schaden nehmen können und das was da mal war, hatte ich bereits ausgegraben. Den Sandkasten deckten wir mit Steinplatten ab.
Der Firmeneigner hatte sich noch einen zweiten Arbeiter mitgebracht, eine Vertretung seines üblichen Co-Workers. Im Gegensatz zu ihm war der Co-Worker deshalb nicht so gut angezogen, was Arbeitschutz angeht und er benutzte auch keine Seilklettertechnik, sondern kletterte mit der Kettensäge in der Hand so im Baum hoch. Das sah schon sehr geübt aus, aber dennoch beängstigend und potentiell sehr gefährlich für ihn. Der Fällmeister trug einen Helm und Steighilfen an den Beinen. Er hatte die Kettensäge an einem Seil gesichert und wenn er aufstieg ließ er sie daran unter sich ab und baumeln, während sie lief. Wenn er seine Position gesichert hatte, zog er sie wieder hoch. Für den Halt im Baum hatte er zwei Sicherungsseile um seinen Rumpf und um den Baum und lehnte sich dagegen, um sie zu straffen. So robbte er den Baum stückweise nach oben.
In einer Mordsgeschwindigkeit sägten sie die Äste ab und ließen sich nach unten plumsen. Der Co-Worker ließ immer ein gute Länge der Äste stehen, weil er sie als Leitersprossen für den Weg rauf und runter brauchte. Unter den Bäumen stapelte sich das Geäst und das Tannengrün. Der Fällmeister ließ die Äste sehr dicht am Baum herabfallen, sein Kollege nicht, weil er sehr schnell arbeitete und die Äste nicht von unten einschnitt. So vielen einige große Äste aus der Krone auf den Sichtschutzaum des Nachbern, der sowieso immer Angst hatte, dass seine kleine Hütte eines Tages von einer der Tannen zermalmt würde. Da der Zaun sehr behelfsmäßig zusammelt gebastelt war, hatte ich echt Stress, dass etwas kaputt gehen könnte.
Dann kappten sie die Spitzen und ließen sie nach unten krachen. Es rumste mächtig. Dann kletterte der Co-Worker runter und zerschnitt große Äste, um sie teileweiße schon mal weg zu schleppen, damit sie die Stammblöcke von weiter oben, die sie gleich runterfallen lassen wollten, besser wegrollen könnten. Das Tannegrün wurde Richtung Hecke gezerrt, über die es später geworfen wurde. Auf dem Streifen vor der Hecke stand der Häcksler.
Dann kamen Teile der Stämme unter die Säge und wurden auf dem Rasen gestapelt.
Ich zählte die Jahresringe und kam auf 24. Der Baum war also 24 Jahre alt. Ich finde es wirklich schändlich diese Bäume zu fällen wegen so einer Nadelbaumverbotsverordnung. Ich finde es durchaus sinnvoll Nadelbäume aus Kleingärten raus zuhalten, aber es würde meiner Meinung nach reichen, wenn das für Neupflanzungen gelten würde.
Dann wurde der Häcksler angeschmissen. Der Co-Worker schmiss dem Fällmeister die Äste über die Hecke, wobei mit zunehmender Dauer dieser Tätigkeit, die Wurfhöhe immer niedriger wurde und die Hecke immer platter. Auf der anderen Seite wurden die Äste in einen riesigen fahrbaren Walzenhächsler gezogen und kamen als extrem komprimierter Baumschrot hinten wieder raus. Das Auswurfrohr sah aus wie ein Wasserwerfer in einem Spa unter dem man sich sonst vom Wasser den Rücken durchmassieren lässt. Hinter dem Häcksler stand ein Hänger in dem das Zeug aufgefangen wurde. So wurde die Baummasse auf 1/5 reduziert. Allerdings war der Auswurf nicht ganz so gerichtet und streute ganz schön. Zur Straße war ein Schutzzaun aufgestellt worden, damit nicht alles auf der Straße landet. Dummerweise war der Hänger vor meinem Roller geparkt worden, und da die Leute nicht wussten, dass es mein Fahrzeug war, sagten sie auch nicht Bescheid, so dass ich es hätte umparken können. Als ich dann mal zum Häcksler gucken kam, war der Roller ordentlich mit “Dreck beschmissen” worden. Bis zum nächsten Regen ist er jetzt gesprenkelt.
Während vorne gehäckselt wurde wurde hinten der erste Stamm komplett gefällt und in Stücke gesägt. Angefangen hatten wir um 10.20 jetzt war es 16 Uhr. Den ganzen Tag hatte es nie ganz aufgehört zu regnen. Es war dunkel und feucht und ich verabschiedete mich als es noch dunkler wurde. Weitere Aufräumarbeiten und das Stubbenfräsen werden noch mal einen Tag in Anspruch nehmen, bei dem ich aber nicht dabei sein kann. Ich werde erst wieder das Ergebnis sehen.