Immer wenn der Flieder blüht, weiß ich dass Herrentag naht, wohingegen ich das eigentliche Datum nicht im Kopf habe. Es ist eine meiner ersten Kalenderassoziationen mit Pflanzen, die ich in meiner Kindheit gemacht habe. Wenn dann die Fahrrad fahrenden Herrengedecke die Dörfer abtingelten, hatten sie immer die wilden Fliederbüsche unterwegs geplündert und die Lenker damit verschönert. Hatten natürlich keine Gartenscheren mit dabei und ich fand es immer ganz schlimm, wie das abgerissen wurde.
Mein Fliederwäldchen wächst so hoch, dass ich kaum an eine Blüte komme. Aber es riecht soooooo gut! Ich stehe unter den Bäumen und inhaliere diesen wahnsinnigen Duft. Die ganze Anlage ist voll mit Flieder und diese Pracht ist überwältigend.
Ich habe mittlerweile auch alle Farben. Vom Nachbar hat sich der hellviolette Flieder unterm Zaun durchgedrückt. Dieser Ausbreitungsdrang ist aber echt lästig. Ich muss immer hinterher schnippeln, damit er nicht alles für sich einnimmt.
Hier soll nämlich Platz bleiben für meinen braunen Storchenschnabel (Geranium phaeum). Der hat mit den Jahren hier auch kräftige Horste gebildet und sät auch hier und da aus.
Zusammen mit dem Flieder blühen auch wieder die Milchsterne und alles reflektiert so stark in der Sonne, dass man kaum ein anständiges Bild hin bekommt.
Ich habe jetzt noch einen weiteren frühen Storchenschnabel, hab ich beim Pflanzen Holländer gekauft, deshalb habe ich den Namen nicht. Ich habe ihn als Unterpflanzung für die Rosen am vorderen Rosenbogen. Die alles schattierende Stockrose habe ich rausgeworfen.
Man, diese Blütenpracht! Der Mai ist echt der Knallermonat. Also es müssen auch Bienchen da gewesen sein, auch wenn ich sie nicht gehört und gesehen habe, denn es ist alles zu einem guten Prozentsatz befruchtet, wie hier an den Johannesbeeren zu sehen.
Es günselt auch wieder kräftig. Ich bin sehr zufrieden, wenn ich meine Blümchen aus der Perspektive der Nützlichkeit für Bienen und Hummeln betrachte. Die finden Günsel zum Beispiel ganz toll.
Aber auch den Gundermann, Vergiss-Mein-Nicht, den Nelkenbachwurz, die Milchsterne und der braune Storchenschnabel sind sehr beliebt. Heute hab ich viel Zeit damit zugebracht die Insekten auf den Blüten zu betrachten.
Auffällig war, dass Bienen und Hummeln verschiedene Pflanzen aufsuchten. Der Storchenchnabel hatte nur Besuch von Hummeln, ich glaube das ist eine Wiesenhummel. Die Bienen dagegen waren heute besonders versessen auf die Vergiß-Mein-Nicht und die Milchsterne. Endlich kriege ich mal Honigbienen zu Gesicht.
Hm, komische grüne Raupe, könnte ein kleiner Frostspanner sein, oder weiß es jemand besser. Also, wenn es ein Solcher ist, hoffe ich, dass er einem Vogel bald als Nahrung dient. Es gibt so viele verschiedene Bienen, auf dieser kleinen Blumenwiese, diese hier sieht so dunkel aus wie die dunkle europäische Honigbiene, die aber von der heute üblichen Honigbiene aus Kärnten verdrängt wurde. Na, dann wird sies wohl eher wohl nicht sein, oder? Gleich nebenan diese auffällig orange geringelte Biene…
…die sehr wie eine apis mellifera ligustica aussieht, die italienische oder sizilianische Honigbiene, bitte berichtigt mich, wenn ich irre. Hier noch schön im Vergleich zu einer normalen Honigbiene eine extrem kleine Wildbiene. Und was ist dieses kleine grüne Etwas, das sich hier so schön auf einem Fliederblatt präsentiert?
Ein schöner Lebensraum, ich überlege, ob ich die Fläche in Zukunft als Wiese stehen lassen kann. Das wäre vorteilhaft, weil mir mein Imkerpate erzählte, dass seine Bienen nicht gerade auf die Vibrationen vom Rasenmäher stehen und er deshalb nur in voller Schutzmontur Rasen mäht. Auch ökologisch wäre das sicher lobenswert, ich mache mir nur Gedanken über den Flieder und den Apfel, die immer irgendwo austreiben wollen. Die kann ich eigentlich nur mit Mähen in Schach halten. Meinen Hasenglöckchen geht es wegen dem Gemähe nicht gut und auch die Narzissen Bridal Crown haben nicht geblüht. Sie wiederum würden von einer richtigen Wiese profitieren.
Unter dem Fliederwälchen tummelten auch einige dieser Käfer, ich glaube sie gehören zu den Bockkäfern, aber ich kann nicht genau bestimmen welcher.
Das Rätsel mit der Färbung der Tulpe Angelique hat sich übrigens für mich aufgelöst: Sie fängt fast weiß an und wir dann immer farbintensiver, bis ihre Blüte in pink-rosa zu Ende geht.
Ja das Tomatenzelt ist nicht gerade ein schöner Hintergrund, ein schönes Glasgewächshaus würde wesentlich romantischer aussehen und nicht so sehr ins Auge stechen, aber was soll’s, ich will Tomaten ernten!
Meine Akeleien fangen auch an zu blühen, leider sehen sie nicht wie die Mutterpflanze aus, diese hier:
sondern sind alle nur einfarbig. Da braucht es wohl noch ein paar Generationen Auskreuzung, bis ich das wieder hinbekomme. Aber dafür, dass die Pflanzen, bis auf die weißen Akeleien, alle von Samen dieser Einen stammen, sind sie doch wieder sehr verschieden geworden:
Im naturnahen Bereich schießt der Giersch wieder in die Höhe, bald wird er wieder blühen. Der Giersch ist wirklich der Platzhirsch.
Die letzte Topfpflanze ist im Schatten der Kirsche eingezogen: Ein geflecktes Lungenkraut. Das wollte ich schon lange haben. Manchmal gibt es ganz überraschend doch mal speziellere Pflanzen im Baumarkt. Das Schildblatt ist fertig mit Blühen und schiebt ein paar zarte Blättchen, sieht ein noch wenig verloren aus.
Ich liebe Salomonssiegel, es erholt sich langsam von den mageren, trockenen Jahren und wird mehr, ist aber immer noch ganz klein. Nicht mehr klein hingegen ist der Farn. Dieses Jahr muss ich ein bisschen was wegnehmen, damit er nicht aus seinem Gehege wächst und damit die Heidelbeeren noch etwas Licht kriegen. Ebenfalls sehr ausbreitungsfreudig der Gundermann, die Maiglöckchen und der Günsel. Dafür verdrängt es Unkraut. Aber ich muss ein bisschen hinterher räumen, damit das alles nicht zu stark wandert.
Niedlich, einheimisch, pflegeleicht: Die Waldannemone und der Bachnelkenwurz. Meine anderen Nelkenwurze wollen noch nicht blühen, diese Diven.
Der Oleander brät in der Sonne und auch die kleinen Aussaaten härten im Sonnenlicht ab. Der Rundgang im Gemüsegarten und Gewächshaus kommt extra.
Meiner Opuntie hat der trockene Winter im Gewächshaus sehr gut getan, sie lebt nicht nur, sondern treibt wieder neu. Juchu!
Der nickende Milchstern ist auch wieder mehr geworden, aber fügt sich ganz wunderbar ein, er ist mir gar nicht aufgefallen und dieser Blütenpracht, erst als ich nach im Ausschau gehalten habe.
Ach, wie jedes Jahr hat es mein Mandelröschen wieder schwer mit Monilia erwischt und ich muss wieder sehr viel rausschneiden. Dabei komme ich wegen dem Farn immer schlechter ran.
Mai 18, 2018 at 5:04 pm
Hallo mein Kind,
ach, Mai ist immer eine herrliche Zeit im Garten. Deine Fliederbäume haben schöne Farben. Blöd ist nur, dass Flieder so maßlos vermehrungsfreudig ist. Willst Du Dein Mandelbäumchen nicht komplett entsorgen? Es ist doch sicher eine Infektionsquelle für alle anderen Rosenblütigen (Äpfel, Kirschen, Pflaumen, Quitten) die zur selben Zeit blühen, wenn sie von denselben Insekten angeflogen werden. Es ist sicher schön zu sehen, wie man ihn jährlich aufpäppelt und wieder zum Blühen kriegt, aber letztlich stirbt er doch und hat bis dahin noch jede Menge andere angesteckt.
Die Idee, unterm Flieder eine Wildblumenwiese entstehen zu lassen, finde ich gut. Aber wenigsten zweimal im Jahr solltest Du trotzdem mähen, sonst nimmt das Gras überhand. Ich mähe meine Blumenwiese immer zum ersten Mal im Juni, wenndie Margeriten abgeblüht sind, und von da an regelmäßig mit dem Mäher bis zum Ende der Saison, weil ich nicht mehr sicheln kann. Mähen mit der Sense habe ich nie gelernt. Vielleicht findest Du ja noch einen erfahrenen Gärtner, der es dich lehren kann? Ich glaube, das würde Deiner Blumenwiese nützen und auch die Bienen weniger aufregen als die Vibrationen und Geräusche vom Mäher.
Tief beeindruckt bin ich von Deiner Insektenkenntnis. Ich kann gerade zwischen Hummeln, Wespen, Hornissen und Bienen unterscheiden und weiter werde ich es wohl auch nicht mehr bringen.
Der nickende Milchstern sieht gut aus, den kannte ich noch gar nicht.
Mutti
Mai 20, 2018 at 6:59 pm
Hallo Mutti,
ich weiß nicht wegen dem Mandelbäumchen:-/…..Ich weiß nicht, ob das was Sinn macht, so lange nebenan diese Keimschleudern von Sauerkirschen nebenan stehen, an denen ich nichts machen kann. Ich weiß nicht was das Ei und das Huhn ist in dieser Konstellation. Ich schneide ja immer alles weg, was nach der Blüte Krankheit anzeigt. Ich will sie nicht opfern, um am Ende weiterhin das gleiche Problem zu haben. Den Sauerkirschbaum hat es dies Jahr ganz schlimm erwischt, ich glaube ich muss ihn fällen lassen. Das hatte mir der Forstfritze schon letztes Jahr nahegelegt, aber ich wollte ihm nicht glauben.
Wegen der Wiese: Ja ich weiß, dass ich mähen muss. Ich mache mir dabei weniger Sorgen, um das Gras, als um die Triebe von Pflaume, Apfel und Flieder und auch der Brautspiere. Ja eine Sichel oder sowas brauche ich unbedingt. Ich wollte am Freitag noch die Fläche unter den Obstbäumen auf dem großen Rasenstück mähen, aber es ging nicht recht, weil ich das hohe Gras nur platt gewalzt habe. Ich wollte es unbedingt vor Pfingsten fertig kriegen und habe dann mit der Schere versucht, das Gras runter zu schneiden. Kein Spass und ich bin nicht fertig geworden, jetzt steht die ganzen Feiertage diese halb fertige Wiese rum.
Meine Insektenkenntnis ist auch nicht so toll, ich habe nur schöne Nachschlagewerke und die auch schon sehr lange, und ich schlage dann immer alles nach. Und ein bisschen davon merk ich mir dann auch. Mit den Bienen muss ich ja, damit ich nicht dumm da stehe, wenn ich im Imkerkurs an die Tafel muss:-)
Was ist eigentlich aus deinem Flieder geworden, der stand doch da, wo jetzt die Edelrose steht?
lg und dankeschön, dass du mir geschrieben hast- freu, freu!!