Ich habe die erste größere Ernte des Tomatenjahres 2017 eingefahren. Es war und ist ein schwieriges Tomatenjahr. Erst war es zu lange zu kalt und mein Gewächshaus war nicht rechtzeitig fertig, dann folgte der zu nasse Sommer mit recht niedrigen Temperaturen. Ich bin froh, dass ich überhaupt was geerntet habe und wortwörtlich die Früchte meiner Arbeit sehen kann.
Die Tomaten im Gewächshaus haben sich gemacht, obwohl sie im Großen und Ganzen nicht so reichlich behangen sind, wie die draußen. Dafür tritt jetzt der Vorteil des Regenschutzes zu Tage, denn man kann den Unterschied klar erkennen: Die Pflanzen hier sind grün und gesund, nur die, die außen an der Tür stehen zeigen Anzeichen von Fäule. Draußen sieht das ganz anders aus. Mit etwas Glück kann ich hier noch lange ernten.
Dieses Jahr habe ich eine Menge neue Sorten angebaut und 2 Klassiker in meinem Bestand.
Rosarote Fleischtomate , wahrscheinlich Caspian Pink:
Neu dieses Jahr ist diese Rosarote Fleischtomate, die ich geschenkt bekam:
Keiner in der Schenkungskette kennt einen genauen Namen. Egal. Ich bin sehr angetan von der Sorte, denn sie trägt reichlich und die Früchte zeigen nicht die bei vielen Fleischtomaten üblichen Risse auf der Stilseite, die dann Schimmeln oder so holzig sind, dass man die Hälfte weg schneiden muss.
Draußen nagt schon massiv die Fäule, drinnen nicht. Die Pflanze lässt sich gut eintriebig erziehen. Natürlich muss man ausgeizen, aber man kann sich durchsetzten meine ich damit.
Große Frucht mit schöner, glatter Schale, wenig Schorf- und Rissbildung. Mehrkämmrig und fleischig. Zum Geschmack kann ich bisher nicht viel sagen. Aufgrund des vielen Regens, sind alle Tomaten bisher etwas verdünnt im Geschmack. Mir ist bisher bis auf eine Ausnahme keine besonders aufgefallen, auch nicht bei meinen Klassikern, die ich wegen ihres Geschmackes ausgewählt habe.
Tomate Russkaja Krasaviza ( Russische Schönheit)
Ich habe eigentlich ‘Rosovij Perzevidnij’ (Rosa Paprikaförmige) bestellt. Und dachte auch bis eben, dass sie das wäre, aber als ich gerade noch mal nach gucke auf der Shopseite ist darunter ein Bild dieser Sorte und diese Färbung mit dem orangen Kragen ist eindeutig. Man wirklich, zwei falsche Tütchen in einer Bestellung, ich habe 2,90 für 10 Samenkörner bezahlt, da erwarte ich eigentlich schon, das ich das kriege, das ich auch wollte. Naja, bei dieser Sorte ist es nicht schlimm, sie gefällt mir, nur dass ich jetzt 5 Monate lang den falschen Namen gelernt habe.
Hat sich draußen ordentlich gemacht. Im Gewächshaus hinkt die Pflanze immer noch hinterher und trägt lange nicht so kräftig. Aber auch hier ist die Braunfäule auf dem Vormarsch.
Sehr große Früchte, teils gerippt, wie der Name schon sagt häufig paprikaförmig, rot-orange bis rosa-rot. Hier und da Schorfbildungen. Die Nacktschnecken haben sich schon daran gemacht Verletzungen als Eintrittspforten zu nutzen. Die Frucht ist fleischig. Der Geschmack soll ausgezeichnet und süß sein, aber auch das kann ich nicht bestätigen, zu viel Regen.
Ich mag so große Tomaten, sie sind von der Masse her ergiebig bei der Verarbeitung zu Soße und Chutney, ist natürlich nichts zum wegnaschen. Die Frucht mit dem gelben Fleck wog 350 Gramm.
Moskovskij Delikates:
Russische Sorte aus der der diesjährigen Samenbestellung. Ich habe sie ausgewählt, weil sie so ertragreich sein soll und sie ist es auch. Die Früchte sind flaschenförmig und sehr einheitlich im Erscheinungsbild. Leider neigen sie etwas zur Rissbildung. Die Risse wachsen aber wieder zu, so dass sie nicht anfangen zu schimmeln.
Die Pflanze zeigt einen guten Wuchs und lässt sich gut eintriebig erziehen. Bei solchem Behang braucht die Sorte eine gute Stütze. Mein Gerüst funktioniert ausgezeichnet. Die Sorte ist etwas robuster als Andere gegen die Braunfäule. Ich musste sie kappen, weil das Gerüst zu Ende ist und sie immer weiter wächst.
Ich will vor allen Tomatensauce produzieren. Dafür ist die Sorte perfekt, aber sie ist auch klein genug für Salate und aufs Brot. Ein Multitalent. Die Frucht ist zweikämmrig und saftig. Fruchtgröße 50-100 Gramm.
Ovale Orange ( vermutlich ‘Long Beauty’):
Diese Sorte habe ich auch geschenkt bekommen, und sie hat auch keinen Namen mitbekommen. Ich denke es ist am ehesten Long Beauty. Normalerweise baue ich keine gelben Tomaten an, weil ich den Geschmack weniger mag, als bei roten oder dunklen Sorten. Aber ich fand Farbe+ Form ansprechend und sie sind schon ein echter Hingucker im Garten.
Reichlich behangen, fällt nicht negativ oder positiv im Wachstum auf. Die Früchte sind walzenförmig. Die Schale ist glatt und nicht riss- oder schorfanfällig. Schöne Früchte, zweikämmrig mit ausgewogenen Fleisch-Saftverhältnis. Fruchtgewicht 50-100 Gramm. Vom Geschmack sehr unauffällig. Etwas anfälliger für Braunfäule bei mir. Auch bleibt die Pflanze relativ klein bei mir, so 1,20 Meter bis 1,40 Meter.
Die nächste Sorte hätte Howard German sein sollen, aber es war offensichtlich falsches Saatgut in der Tüte. Nun ist die Sorte unbekannt. Sie ist ähnlich der Sorte Stupice:
Ich denke es ist die Sorte Bloody Butcher.
Kartoffelblättrige Sorte mit roten, runden Cocktailtomaten. Sehr wüchsig, aber ich bin dennoch enttäuscht, denn ich hatte mich so auf die Hörnchen-artigen Früchte der Howard German gefreut. Aber Wahnsinn, diese Größenverhältnisse.
Der Geschmack dieser Sorte ist dafür absolut unspektakulär. Die Früchte sind rund, glattschalig, zweikämmrig und saftig. Fruchtgewicht ca. 50-100 Gramm. Im Freiland treten auch stark gerippte Früchte auf die deutlich größer sind, ebenfalls wie bei Stupice, aber die Pflanze ist deutlich größer und als eintriebige Stabtomate leicht erziehbar im Gegensatz zu Stupice. Ist also schon noch was Anderes.
Black Plum:
Das ist eine der Sorten, die ich gerne immer wieder anbaue, denn sie ist robust, wächst auch unter widrigen Umständen (Kalter Start- resistenter gegen Braunfäule) gut und trägt reichlich. Der Geschmack ist säuerlich fruchtig.
Die Frucht ist glattschalig und völlig unanfällig für biotische Schäden. Die Frucht ist zweikämmrig und saftig. Die Farbe wird als Mahagoni-braun beschrieben.
Purple Russian:
Auch ein Klassiker bei mir: Eine ukrainische lila-braune Eier- oder Flaschentomate mit ungewöhnlich lang gezogenem Wuchs. Riesige, gefiederte Blätter, Triebe über 2 Meter. Die Blätter neigen zum Einrollen, die Sorte braucht viel Wasser. Sie sollte eigentlich eine Stabtomate sein, versucht aber immer wieder mehrtriebig zu wachsen. Dies Jahr bin ich aber erfolgreicher beim eintriebigen Erziehen. Draußen ertragreicher als im Gewächshaus. Aber da lauert auch immer die Fäule.
Große, saftige Früchte, die leider platzanfällig sind. Die große rote Frucht auf dem Foto brachte es auf 250 Gramm. Ausgewogen zwischen fleischig und saftig. Die Frucht ist mehrkämmrig und der Geschmack ist sehr gut, aber dieses Jahr wirkt auch hier der viele Regen als Geschmacksverdünner.
Grün-gelb-gestreifte Zebratomate:
Auch diese Sorte habe ich geschenkt bekommen. Deshalb habe ich auch hier den Namen nicht dazu bekommen, aber ich denke es ist am ehesten die Sorte “Michael Pollan”. Die wird meistens als birnenförmig beschrieben, aber ich habe bei der Bildersuche auch Bilder meiner Variation mit Spitze gesehen. Sie ist eine natürliche Mutation der Sorte Green Zebra, die aber nur rund ist.
Eine spektakuläre Sorte, macht echt was her. Sie hat einen merkwürdigen Wuchs: Recht klein und lässt immer die Blätter hängen, als fehle es an Wasser.
Fruchtgröße ca 25 Gramm. Schmeckt wunderbar frisch, säuerlich-fruchtig. Vom Geschmack bisher dieses Jahr die Beste. Geradezu herausragend.
Zigan:
Hier warte ich immer noch auf die erste reife Tomate. Es ist leider eine mittelspäte bis späte Sorte, was dieses Jahr gar nicht hilfreich ist. Die Früchte werden sehr dunkel. Ich schreibe noch mal mehr, sobald sich was tut.
Sosuletschka tschernaja (Schwarzer Eiszapfen/ Black Icicle)
Ebenfalls eine dunkle Sorte, die sich auch Zeit lässt. Hier warte ich auch auf die erste Ernte. Aber immerhin hier färbt sich schon was. Die Tomaten sind bei mir eher walzenförmig, als dass sie aussehen, wie ein Zapfen. Aber vielleicht liegt das auch am vielen Wasser.
Mehr zu dieser Sorte, wenn ich mehr sagen kann.
Tomate Feuerwerk:
Auch eine Sorte russischer Herkunft. Normalblättrige Tomate mit weniger reichem Ertrag aber sehr interessanten Früchten: Zwiebelförmig bis ähnlich einer gerippten Fleischtomate. Rot mit orange-gelben Streifen und Verkorkungen auf der Schale.
Schon die Blüten sehen interessant aus und verraten die zu erwartende, ungewöhnliche Form.
Aber natürlich gibt es bei all dem freudigen Ernten auch Probleme, abgesehen von der Braunfäule. Die gierigen Nacktschnecken hatten die Pflanzen in Ruhe gelassen, aber jetzt, da die Tomaten reifen, stürzen sie sich auch darauf. Tomaten mit Rissen sind besonders einladend. Ein schönes Beispiel ist die Purple Russian Tomate: Eine Fraßspur, so breit wie die Schnecke.
Hier ist der Übeltäter, jetzt versucht es die Schnecke sogar schon an den Grünen!
Hier wahrscheinlich auch Schnecke.
Und diese Pflanze hat Blütenfäule, ist aber die Einzige.
Während ich den Artikel vervollständigte wuchs schon die zweite Ernte heran:
Die wandert gleich in den Topf und wird diesmal zu Tomatenchutney.
Eineinhalb Stunden später: Die Grillsaison ist erst mal wieder gerettet.
August 18, 2017 at 6:45 am
Hallo, eine wunderbare Vielfalt hast Du bei Dir, einige finde ich ganz ungewöhnlich spannend, etwa Purple Russian. Was Du zum Tomatenjahr 2017 sagst, stimmt leider so. So viele Schäden, schade!
Deine Unbekannte Fleischtomate könnte entweder eine Schwarze Annanas sein, hier ein Bild: https://gehoelzbalkon.files.wordpress.com/2017/07/schwarze-ananas.jpg
oder aber eine Berner Rose. Beide Sorten gab es in den letzten Jahren bei Aldi in einem Sechserset von alten Tomatensorten, damit wirbt Aldi und versucht einerseits den Eindruck zu erwecken, dass es doch genug Vieflat auch bei den Supermärkten gibt, andererseits satteln sie auf einen Trend auf. Bin da gespaltener Meinung. Aber, dadurch sind diese Sorten verstärkt in den Gärten zu sehen, wie ich kürzlich feststellte.
Herzlich Giorgio.
September 1, 2017 at 10:38 am
Ich habe raus gefunden was es für eine Sorte ist, sie heißt Caspian pink!
August 30, 2017 at 6:18 am
Boah, jetzt hab ich mal rasch bei Dir gesehen, welche Tomaten Du angebaut hast!!! Klasse…und trotz des vielen Regens hast Du doch eine ganz ordentliche Ernte! Ich habe mir vorgenommen, nur noch die Tomaten zu säen, die sich als gut reifend erwiesen haben und trotz Regen keinen Schaden genommen haben.
LG und ich werde demnächst berichten!
August 31, 2017 at 11:09 pm
Oh danke für deinen Besuch und deine liebe Worte, freu mir!Ich hab so eine ordentliche Ernte weil ich 2 Pflanzen habe, eigentlich habe ich von den Freilandtomten nur den untersten oder die beiden untersten geerntet und dann hat die Fäule alles abgeräumt.
Gibt es überhaupt Tomaten, die keinen Schaden durch Regen nehmen? Ich muss mir jedenfalls auch was überlegen.
Freu mich auf deinen Bericht über den Gemüsegarten,lg
September 13, 2017 at 9:11 am
Super interessant, Deine Erfahrungsberichte mit den reichlichen Bildern! Macht große Lust zum selber experimentieren! Wahnsinn, was es alles gibt an Tomaten. Vielleicht versuche ich mich wirklich an der Michael Pollan oder …. oder… ! Wenn ich bloß mehr Platz hätte! Danke für dieTips auf jeden Fall!
Liebe Grüße – und auch ich werde berichten…
September 14, 2017 at 9:17 am
Hey Ulrike, danke, ich freu mich drauf. Übrigens konnte ich mir deine alten Sachen nicht anhören, weil sie in einem Format sind, dass sich nicht abspielen ließ. Hattest du nicht die Absicht sie zu konvertieren? Hat das nicht funktioniert?
lg