Als ich beim letzten Bienenkurs war, ereignete sich dieser Stau vor dem Flugloch. Mein Mann musste per Telefonferndiagnose beherzt eingreifen. Ich hatte das Flugloch auf Anraten meiner Lehrer einggeengt, um mein kleines Volk vor Räuberei* zu schützen, denn die große Trachtzeit* ist bei uns mit der Lindenblüte vorbei gegangen. Ein kleines Flugloch lässt sich besser verteidigen als ein großer Spalt. Aber niemand hat mir gesagt, wie groß oder klein, das sein soll.
Naja jetzt weiß ich es: 8-12 cm breit, max. 2 cm hoch. Das Volk ist gut gewachsen und das sieht man auch, wenn man in die Beute guckt und dementsprechend ist auch mehr Betrieb am Flugloch.
*Trachtzeit: Als Trachtzeit bezeichnet der Imker die Monate in denen die Bienen ihre Vorräte anlegen. Hier sammeln sie nicht nur Nektar für den beliebten Honig sondern auch Pollen, der als Eiweßquelle für die Bienen dient. Hier sind besonders die Massentrachten relevant. Das sind vor allem Massenblüher wie Raps, Linde, Akazie, Tannen…. in der Stadt wegen der fehlenden großen Landwirtschaft also vor allem Bäume). Das Ende der jeweiligen Trachtzeiten, kann je nach Region und Witterung von Anfang Juni bis Ende September fallen.
Mein Mann hat ein Video vom Bienenstau und dessen Auflösung aufgenommen:
Einmal oben ordentlich gedreht aber, tonlos, warum, weiß ich nicht und unten einmal mit O-ton, aber nicht gedreht.
*Räuberei: Nach der letzten Honigernte ersetzt der Imker den geernteten Honig durch ein Ersatzfutter (meistens eine Zuckerlösung). Jetzt beginnt auch die große Zeit der Räuberei unter den Bienenvölkern. Große, starke Bienenvölker überfallen Schwächere und rauben deren Winterfuttervorräte. Oft kommt es zu regelrechten Kämpfen zwischen den Völkern und nicht selten wird das schwächere Volk dabei vernichtet.
Hier sieht man eine Brutwabe aus meinem Volk: Unten sieht man den Brutbereich, oben drum herum den so genannten Futterkranz.
Ich schaue nach Milben und hier suche ich gerade die Königin. Auf dieser Wabe ist sie aber nicht.
Sie ist hier drauf, auf einer der Waben, die ich als Ableger bekommen habe. Sie hatte ein anderes Maß und wurde in einen Zander-Rahmen getackert. Sie ist der Farbe nach 2-3 Jahre alt und muss im nächsten Jahr ausgetauscht werden.
Ganz anders dagegen diese junge Brutwabe, oben der Futterkranz unten Zellen, die gerade bestiftet wurden oder noch darauf warten.
Ganz interessant fand ich auch diesen Anblick: Unregelmäßig ausgebaute Wabenzellen. Das hat mich etwas irritiert, denn die Erklärung, die ich bisher dafür kenne, ist Folgende: Ich habe kleinzellige Mittelwände.
“Man kann nicht einfach einem “gewöhnlichem” Buckfast- oder Carnicavolk kleinzellige Mittelwände geben und schon ist es varroatolerant. Diese Bienen – nennen wir sie mal Hochzuchten – wurden seit vielen Jahrzehnten auf Waben mit großen Zellen selektiert. Die “genetisch größten” Bienen wurden natürlich bevorzugt, da sie mit den übergroßen Zellen am besten zurecht kamen. Die Lusbys ( Anmerkung Sas: Imker im Arizonaüber die in der Quelle berichtet wird,) haben in den letzten Jahren immer wieder verwilderte Schwärme gefangen und auf Mittelwände mit 4,9 mm Prägung gesetzt. Einige konnten diese tadellos ausbauen und wurden fortan problemlos ohne Milbenbehandlung gehalten. Die meisten dagegen konnten diese Mittelwände nicht ausbauen; es entstanden völlig vermurkste Waben mit z.B. großen achteckigen Zellen und dazwischen winzigen viereckigen Zellen.
Quelle: http://www.imkereibedarf-muhr.de/Kleine-Zellen/
Irritiert bin ich, weil ich ja Bienen bekommen haben soll, von einem Imker, der nur kleinzellig selektiert. Da müssten sie ja genetisch in der Lage sein. Aber wer weiß, was mit dem Erbgut der begattenden Drohnen rein gekommen ist. Sie werden es hoffentlich noch komplett auf die Reihe kriegen.
Mit dem Zuwachs im Volk ist auch der Hunger größer geworden und der Bien schafft 2,5 Liter in 2-2,5 Tagen. Ich muss ständig nachfüllen. Die Bienchen wollen dann nicht weichen, wenn ich den leeren Eimer raus nehme. Ich fege sie nicht ab, ich lasse den Eimer so lange draußen stehen, bis sie abfliegen. Das ist nach spätestens 30 min. der Fall.
Der Futtereimer wird scheinbar schon als Teil des Stocks betrachtet und immer angebaut an die Waben. Ich muss ihn immer erst frei kratzen.
Hier sind wir Zeuge der Drohnenschlacht*. Vor der Beute liegen auf meiner Kontrollmatte rausgeworfene Drohnen. Die Matte liegt dort, damit ich den Totenfall meiner Bienen besser sehen kann.
*Die Drohnenschlacht: Die Drohnenschlacht findet jedes Jahr im Hochsommer statt, etwa im August. Denn dann ist die Begattungszeit für die unbefruchteten Bienenköniginnen zu Ende. Die Drohnen werden nicht mehr gebraucht. Da das, was man sammeln kann immer weniger wird, werden bei allen Völkern, die über eine begattete, von den Arbeiterinnen als überwinterungsfähig befundene Königin verfügen, die Drohnen raus geworfen. Ein Youtube-Filmchen zur Drohnenschlacht:
https://youtu.be/n59HRHLQkoc
Die Arbeiterinnen verfolgen die Drohnen und beißen sie, zerren sie teilweise regelrecht vor das Flugloch und auf den Boden. Das habe ich selbst genau so beobachten können. Wenn das nicht reicht, stechen die Arbeiterinnen auch und töten die Drohnen, die sich nicht wehren können. Auch noch vorhandene Drohnenbrut wird ausgesaugt und raus geräumt. Die Nacktschnecken machen sich in der Nacht gerne über die Überreste auf der Matte her.
Dann habe ich in der Flugschneise die erste Biene mit Flügeldeformationsvirus gesehen. Dieser wird von den Varoamilben übertragen. Sie glänzt so, weil sie in Zuckerlösung gefallen ist. Das Virus zeigt Behandlungsdruck gegen die Milbe an. Ende Juli mache ich meine Behandlung.
Mittler Weile habe ich auch die Bienenwiese gesenst. Weil meine Imkerlehrer sagen, dass die Bienen aggressiv auf die Vibrationen vom Rasenmäher reagieren. Man kann natürlich in voller Montur mähen. Aber wenn das Gras so lang ist, dann schafft es mein Mäher nicht. Er drückt es nur platt. Deshalb erst mal sensen, vielleicht später noch mal mähen. Hier ist gerade schlechtes Wetter, deshalb sieht man keine Biene weit und breit.
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