Juhu, es ist wieder so weit! Saisonstart beim Vorziehen, der Anfang der Garten-Gemüse-Saison. Die Ersten sind die Chilis, und weil das letztes Jahr so gut geklappt hat, habe ich ordentlich beim Samenhändler meines Vertrauens zugeschlagen. Chilis haben die gleichen Sammlerqualitäten wie Tomaten. Es gibt immer was Neues und Verrückteres, das man ausprobieren will. Das sind also meine Chili- und Paprikasorten für das Jahr 2019:
Palmichal Negro
Irgendwie habe ich eine Vorliebe für dunkle Sorten, sowohl bei Tomaten als auch bei Chili. Ich weiß auch nicht, was das ist. Die Farbe erinnert mich an diese ganz dunklen Süßkirschen. Und die sind in meinem Hirn offensichtlich als ganz oben auf der Hitliste abgespeichert
Palmichal Negro ist eine Sorte, die aus Costa Rica stammt. Ihre Früchte sind länglich, spitz zulaufend und reifen von grün über braun bis fast schwarz ab. Sie haben nur eine geringe, dafür aber fruchtige Schärfe. Ist ja auch mal schön. Sie ist buschig im Wuchs und wächst mit ca. 80 cm halb hoch. Sie soll einen guten Ertrag liefern. Die Chilis lassen sich gut zum Grillen, Füllen, Kochen und auch Trocknen verwenden und natürlich auch gut für den Rohverzehr. Chilipulver aus so dunklen Früchten macht bestimmt auch was her.
Art: Palmichal Negro (Capsicum annuum)
Schärfegrad: 1 – 2 leicht scharf
Fruchtfarbe: von grün nach fast schwarz
Fruchtgröße: ca. 12cm
Wuchshöhe: ca. 80cm
Bildquelle: https://www.legrainier.com/wp-content/uploads/PIM29546.jpg
Thunder Mountain Longhorn
Diese Sorte habe ich wegen ihrer spannenden Fruchtform ausgesucht: Die Früchte der Thunder Mt. Longhorn werden sehr lang, einige Exemplare erreichen eine Fruchtlänge von mehr als 50 cm. Dazu haben die Chilischoten so eine interessante Struktur, wie diese Wasserschläuche, die mit dem Wasserdruck schrumpfen oder sich ausdehnen.
Die Thunder Mountain Longhorn Chilis wachsen schnell, die schlanken, langen Früchte sollen angenehm süß, leicht fruchtig im Geschmack sein. Die Schärfe wird unterschiedlich angegeben: Oft wird sie mittelscharf eingestuft mit 5. Andere behaupten eine Schärfe von 3-4 und wird nur an der Plazenta erreicht. Auch wenn sie nicht so aussehen, sollen sie frisch recht knackig sein. Da sie recht dünnfleischig sind, sollen sie auch problemlos getrocknet werden können. In einem heißen Sommer können die Chilis auch schon direkt an der Pflanze trocknen.
Art: Capsicum annuum
Schärfe: 3-5
Reife: über grün nach rot
Herkunft: China
Wuchs: ca. 1m
Größe der Früchte: 30cm -50cm
Verwendung: Pulver
Tazmanian Black
Peperoni Orange
Eine Sorte aus dem Vorjahr: Das Saatgut von Pep. Orange, wie ich die Sorte nenne, habe ich aus einem Chilimix von Westlandpeppers gekratzt, den ich für die Küche im Supermarkt erstanden hatte.
Die orange Peperoni ist stark verwandt mit der roten spanischen Peperoni. Die gelbe Peperoni ist etwas milder im Geschmack als die rote, aber auch sehr gut zum Schärfen von Gerichten geeignet. Zudem hat die orange Peperoni eine fruchtigere Note im Geschmack als rote und grüne Chili.
Die orange Peperoni bildet lange, schmale Schoten und kann den ganzen Sommer über beerntet werden. Die grünen Früchte reifen früh und fortlaufend von grün nach orange ab, dabei nimmt ihre Schärfe zu.
Am besten kommt das fruchtige Aroma bei den rohen Früchten zur Geltung. Die Sorte wird wegen ihrer pikanten Schärfe und fruchtigkeit besonders zu Käse oder Salat empfohlen. Ich finde sie toll im Chutney.
Ist nicht so gut gekeimt dies Jahr. Daher werde ich vielleicht nur 1-2 Pflanzen haben.
Chay
Chay ist laut Händler eine Standardsorte in Kuba. Die dunkelrote Capsicum annuum Sorte hat keine Schärfe und wird den Angaben zufolge als Basis für Chiligerichte verwendet, die dann mit sehr scharfen Sorten abgeschmeckt werden. Deshalb stufe ich sie eher als Paprika ein. Mittelgroße Pflanzen mit angeblich sehr gutem Ertrag. Man findet leider nicht viel mehr über die Sorte, der Name führt zu massenhaft falschen Suchenergebnissen. Ich bin gespannt meine eigenen Erfahrungen zu machen.
Cacho Negro
Wieder eine Schwarze Sorte, ich bin ein Opfer meines Beuteschemas. Auch diese Chili, die erst dunkelgrüne glänzende Früchte hat, reift über braun nach fast schwarz ab. Die Früchten sind dünnwändig und eignen sich deshalb gut zum Trocknen. Das Pulver daraus soll hervorragend schmecken. Aber so ein diffusen Begriff finde ich immer wenig hilfreich. Sowas wie fruchtig, rauchig, oder intensiv so und so wäre da besser gewesen.
Bildquelle: https://www.semillas.de
Diese Chili hat trotz der dunklen Früchte weißlich-gelbe Blüten. Interessant. Auf der Suche nach der Sorte, stieß ich auf ein Buch, dass den gleichen Namen trägt. Es heißt: “Cacho Negro- Der Atem der Hölle”. Uhhhuhhh, toller Beiname für eine Chili. Da kriegt man doch Kopfkino, oder? Cacho Negro ist ein Vulkan in Costa Rica. Andere Quellen sagen, die Sorte stamme aus Mexiko.
- Schärfe: 4-5
- Reifung: Von grün über braun zu fast schwarz
- Frucht: Bis 20cm
- Reifezeit: Ca. 80 Tage
- Wuchs: Ca. 60-80cm
- Standort: Freiland, Gewächshaus, Kübelkultur
- Verwendung: Füllen, Frischverzehr, Grillen, Pulver
Ungarischer Spitzpaprika rot
Letztes Jahr habe ich die fast gleich aussehende Sorte Pantos (auf dem Bild links und rechts) angebaut und war mit der Sorte nicht so zufrieden. Ich fand sie sehr anspruchsvoll . Deswegen hatte ich nicht noch mal Lust auf die Sorte, aber ich mag den Typ roten Spitzpaprika.
In der Mitte liegt eine gekaufte Spitzpaprika aus dem Supermarkt. Da habe ich wegen des Erfolgs mit der Peperoni Orange auch die Samen raus genommen. Eigentlich denke ich, dass das eine F1-Hybride sein müsste, aber wer weiß. So kleine Versuche machen ja Spaß. Gekeimt sind die Samen super.
Peperoni Elephant
Die Sorte hatte ich letztes Jahr schon, sie ist schön und einfach im Anbau, aber sie ist mir schon etwas zu scharf gewesen. Deshalb gibt es dieses Jahr nur eine Pflanze.
Die unübersehbare korkige der Oberfläche gibt diesem Paprika aus dem Kosovo seinen Namen. Scharfer Pfefferoni mit ca.10 cm langen, schlanken, rindenartig-gemaserten Früchten(ähnelt einer Elefantenhaut). (Bei mir länger: 15-20 cm.) Die fleischigen Früchte reifen von grün nach rot.
Die Sorte kann je nach Zuchtlinie bis 1, 20 cm hoch werden und ist ertragreich. Der Schärfegrad liegt bei 6-7(Skala 1 bis 10). Die Pflanze gedeiht sehr gut im Gewächshaus sowie auch im Freiland. Sie hat aufrechte Triebe, ist dicht belaubt und buschig. Reifezeit ca. 12-14 Wochen.
Die Anzucht:
Dieses Jahr habe ich meine Aussaaterde (aus dem Garten) gedämpft, um Unkräuter, Schimmelsporen und Viehzeug abzutöten. Das habe ich sonst nicht gemacht und es hat der Sache an sich auch keinen Abbruch getan, es machte nur mehr Arbeit gegen die ungewollten Begleiterscheinungen anzukämpfen.
In der Schale, in der ich die Tagetes ausgesät habe, die waren mir weniger wichtig, habe ich alte, ungedämpfte Erde benutzt und beim Pikieren habe ich kleine durchsichte Würmchen gesehen. Igitt-Ih-Pfui. Ja der Boden lebt, ich weiß und das ist gut so, aber ich will das Getier nicht in meiner Wohnung haben. Das war noch mal ein Pro-Argument fürs Dämpfen. Wenn man nur so kleine Mengen braucht, kann man einfach einen Kochtopf dafür nehmen und ihn mit der Erde für eine Stunde in den Backofen stellen.
Hier bin ich gerade dabei die Chilis und Paprika zu pikieren. Ich bin ganz erstaunt, wie unterschiedlich die Pflanzen wachsen, trotz gleicher Startbedingungen. Einige haben richtig kräftige Wurzeln andere gar nicht. Und das wirkt sich dann auf das allgemeine Wachstum aus. Das kann man auf den Bildern wirklich schön sehen. Eine echte graduelle Abstufung.
Beim Pikieren habe ich jetzt die Erde gewechselt. Bisher habe ich immer alle meine Pflanzen in meiner Garten- und Komposterde vorzogen. Aber letztes Jahr habe ich Jungpflanzen von einem Gartenfreund geschenkt bekommen, der so fluffige, offizielle Anzuchterde benutzt. Seine Jungpflanzen sahen einfach toll aus, wie gemalt. Meine Chilis sind bis zum Auspflanzen nicht gut gewachsen. Sie waren winzig und es ging nur in Zeitlupe voran. Wenn es das ist, was den Unterschied macht, muss ich es mal ausprobieren.
Ich fand diese Kauferden bisher immer schrecklich und unnütz. Sie trocknen wegen ihrer Fluffanteile immer so schnell aus und man muss ständig aufpassen, dass man sie feucht hält, weil sonst ruck zuck das junge Pflänzchen hinnüber ist. Das passt nicht gerade zu meiner Art des Gärtnerns. Sogar beim Auspflanzen solcher Pflanzen aus dem Baumarkt hatte ich mit diesem Effekt Probleme, bis die Wurzeln in die umgebene Erde eingewachsen waren.
Überall ist Torf drin- Aber ich möchte torffreie Anzuchterde!
Warum ist Torf in eigentlich so beliebt?
Der Stoff der diese Eigenschaft in die industriellen Erden bringt ist Torf. Und dieser Effekt, der mich so stört ist die Kehrseite einer gewünschten Eigenschaft des Torfes: Er hält viel Luft im Boden und verhindert eine Bodenverdichtung. Deshalb kommt auch bei ständigem Gießen immer genug Sauerstoff an die Wurzeln, dadurch können sie gut atmen/ Stoffwechsel betreiben und wachsen besser als in anderen Substraten. Der Torf ist nährstoffarm, hat einen niedrigen pH-Wert, und ist frei von Unkräutern und Keimen. Er ist wie es weiße Leinwand, auf die man alles malen kann. Der Torf wird je nach Pflanze aufgedüngt und im pH-Wert angepasst, die Erde muss nicht gegen Keime und Unkräuter vorbehandelt werden. Das Material ist für die Industrie deshalb unglaublich praktisch und es ist derzeit immer noch günstig. Deshalb sagt die Anzuchtindustrie es geht nicht ohne. Und wenn eine Industrie erst mal da ist, dann sucht sie immer weitere Absatzmärkte- in diesem Fall den Hobbygärtner.
Torfabbau ist umweltschädlich- warum eigentlich?
Für den Torfabbau muss ein hoher Preis gezahlt werden, das ist vielen Gärtnern bereits bewusst. Wer davon noch nichts gehört hat, kann sich mit diesem Film schnell schlau machen:
https://youtu.be/Bd1715b4LKU?t=6
Wegen all diesen negativen Effekten möchte ich natürlich torffreie Anzuchterde. Da musste ich schon etwas suchen, bis ich welche gefunden habe. Auf der Suche fand ich Hersteller, die auf ihren Packungen, wie auch im Film, mit dem Argument kamen, dass sie nur aus bereits denaturierten, landwirtschaftlich vorgenutzten Mooren Torf abbauen. Was so viel heißen soll, dass dafür keine intakten Moore zerstört werden. Der Käufer ist geneigt zu glauben, dass so kein Schaden entsteht, denn die seltenen Pflanzen und Tiere, die dieses Habitat bewohnen, werden ja nicht mehr zerstört. Und später wird renaturiert. Alles wieder gut.
Viel massiver als der Biotopverlust ist aber die klimaschädliche Wirkung von Torfabbau und Torfnutzung, das wird oft nicht ausreichend dargestellt. Diese umweltschädigende Wirkung findet immer statt, egal in welchem Nutzungszustand die Moorfläche vorher war und unabhängig davon, ob irgendwann wieder renaturiert wird. Warum genau ist Torfabbau so klimaschädlich?
In Deutschland enthält eine 15 Zentimeter mächtige Torfschicht auf gleicher Fläche in etwa gleich viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. Das bedeutet, geht in einem Moor die Torfmächtigkeit um einen Meter zurück, müsste zum Ausgleich das Sechsfache an Fläche aufgeforstet und 100 Jahre ungestört wachsen.
Bei der Zerstörung der Moore werden dementsprechend in kürzester Zeit klimawirksame Gase emittiert, die vorher in 11.000 Jahren festgelegt wurden. Neben Kohlenstoff speichern Moore erhebliche Mengen an Stickstoff. Werden die Moore entwässert, setzen sie auch Lachgas frei. Lachgasemissionen aus geschädigten Mooren waren lange unterschätzt. Tatsächlich haben sie globale Auswirkung auf den Klimawandel.
25. April 2018 – Eine internationale Studie macht deutlich: 72 Prozent der globalen Lachgasemissionen stammen aus entwässerten Mooren. Das bestätigt das Wissenschaftler-Team um Professor Ülo Mander von der Universität Tartu in Estland in der Zeitschrift „Nature“. Die Lachgasemissionen aus degradierten Mooren wurden in ihrer Bedeutung für den Klimawandel lange unterschätzt. Neben Kohlenstoff speichern Moore auch erhebliche Mengen an Stickstoff, werden sie entwässert, setzen sie das Distickstoffmonoxid, Lachgas, frei. Ein Grund zur Sorge, denn das Treibhausgaspotenzial von Lachgas ist 298-fach höher als das von Kohlendioxid.
Die EU-Klimaschutzziele 2030 können nicht erreicht werden, wenn nicht alle bereits degradierten Moore vollständig restauriert werden. Allein in Deutschland müssten ab sofort jährlich etwa 38.000 Hektar der entwässerten Moore wieder hergestellt werden.
Obwohl Moore nur rund drei Prozent der Landfläche bedecken, speichern sie ein Drittel der erdgebundenen Kohlenstoffvorräte. Alle Wälder der Erde zusammengenommen speichern nur etwa die Hälfte davon.
Quelle: https://www.nabu.de/news/2018/04/24302.html
Torffreie Gartenerde- was ist drin?
Torffreie Gartenerden werden auf Basis von (Grünschitt)Kompost, Rindenhumus und Holzfasern (zum Beispiel aus Nadelhölzern oder Kokosfasern) hergestellt. Kompost und Humus sind die Hauptnährstofflieferanten, die Holzfasern machen die gewünschte luftdurchlässige Struktur, den Fluff und sorgen für die gewünschte Wasseraufnahmefähigkeit. Außerdem beinhalteten sie, je nach Hersteller, weitere funktionale Bestandteile wie Tonminerale oder Lavagranulate. Die Tonminerale sorgen aufgrund ihrer chemischen Beschaffenheit für eine langanhaltende Nährstoffspeicherung und -freisetzung, je nach Bedarf der Pflanze und schützten die Nährstoffe davor, durch Wasser ausgewaschen zu werden.
Manche torffreie Erden enthalten auch Xylit, davon hatte ich zuvor noch nicht gehört. Xylit ist eine Vorstufe der Braunkohle, die auch Lignit oder Kohlenholzfaser genannt wird. Wie Torf ist Xylit das Ergebnis unglaublich langer Ablagerungsprozesse, es ist ein fossiler Rohstoff. Als Folge dessen hat es ganz ähnliche Eigenschaften wie Torf. Ein Unterschied zwischen Xylit und Torf aber ist die geringere Wasserspeicherkapazität.
Xylit fällt bei der Braunkohleförderung als Nebenprodukt an und wird von der Rohbraunkohle getrennt. Das Rohxylit wird durch Zerkleinerung und Siebung aufbereitet, so dass es als Zuschlagstoff in der Substratproduktion weiter verwendet werden kann. Ob das die bessere Alternative ist, kann man sich selbst überlegen. Meine Erde enthält kein Xylit.
Schreibe einen Kommentar