Michael Pollan, mein Platz 1:
So fantastisch wie sie aussieht, schmeckt sie auch: Meine allerliebste Tomate, die Michael Pollan. Noch keine der anderen hoch gelobten Tomaten konnte sie vom Treppchen stoßen. Schade, dass sie einen begrenzten Wuchs hat und mit 1,20-1,50 Metern relativ klein bleibt. Denn dadurch wird die Erntedauer natürlich arg verkürzt. Die Sorte möchte man immer naschen, sie ist zu schade, um sie zu verkochen.
An ihren merkwürdigen Wuchs muss man sich erst einmal gewöhnen: Sie lässt immer die Blätter hängen, als fehle es an Wasser. Deswegen sieht sie immer leicht ungesund aus, auch wenn sie mehr Wasser hat, als bei mir. Die Pflanze unten links hat ihre Wachstumsgrenze schon erreicht. Und obwohl sie immer so leicht ungesund aussieht, trägt sie reichlich. Fruchtgröße bis 50 Gramm. Schmeckt wunderbar frisch, säuerlich-fruchtig. Die Sorte kann nur mit Regenschutz erfolgreich angebaut werden.
Orange Russian:
Die Orange Russian entspricht voll und ganz meinen Erwartungen: Sie sieht aus, wie sie aussehen soll: Außergewöhnliche orange-pink marmorierte, herzförmige große (250-500 Gramm) Tomate und sie hat große Früchte.
Ich habe mir extra eine Digitalwaage gekauft, um zu gucken, was die Tomaten so wiegen. Vielleicht gewinne ich auch den Wettbewerb um die dickste Kartoffel. Erntebeginn ist auch tatsächlich recht früh. Der Geschmack ist gut. Er ist tomatig-aromatisch, saftig weich und eher süß. Sie hat recht wenig Säure. Die Sorte ist sehr fleischig und samenarm. Die Sorte hat eine normale Wuchshöhe, ist jetzt bei ca. 2 Metern, teilweise drüber. Sie reagiert empfindlich auf zu viel Stickstoff, aber trägt sehr sehr reichlich. Eine wunderbare Tomate!
Oben auf der Waage: So gefärbt sieht die pflückreife Frucht aus. Ich musste sie aber noch ein paar Tage liegen lassen, weil ich mit der Verarbeitung nicht hinterher kam. Sie reifte in der Zeit so spektakulär rot nach und auch das Innenleben sieht dann so rot geflammt aus. Spektakulär.
Die Orange Russian im Wuchs:
Kleine Mitesser, sehen ein bisschen aus wie Silberfische, sind aber ganz junge Kellerasseln. Die Tomate hat auf dem Stroh aufgelegen.
Chocolate Stripes:
Chocolate Stripes sollte eigentlich so aussehen: Eine gerippte Fleischtomate, dunkelrot-orange mit grünen Streifen. Tut sie aber nicht. Ich habe nicht eine Pflanze, die solche Früchte bisher hervorgebracht hat. In meinem Garten sind nur welche ohne Streifen gelandet:
Im Rest entsprechen sie der Sortenbeschreibung: Die Früchte sind gerippt und mehrkämmrig. Laut Sortenbeschreibung können sie bis 200 Gramm wiegen. –> Bei mir ist gleich die erste Frucht schon mal drüber. Zumindest sind alle meine Pflanzen kartoffelblättrig. Der Geschmack sollte süß und fruchtig sein, ich finde sie süßlich, mild- ist mir persönlich zu langweilig. Sie kommt nicht wieder in die Auswahl, obwohl sie so ertragreich ist.
Im Arbeitsgarten habe ich aus dem gleichen Saatgut dieses Modell groß gezogen: Gleiche Grundfarbe der Frucht, aber mit orangen Streifen. Schmeckt genauso, wie die ungestreifte, ist auch mehrkämmrig aber samenärmer als das Modell oben. Sie sieht aus, wie die Sorte Tigerflesh. Aber diese Sorte hat der Händler nicht mal im Sortiment. Höchst merkwürdig.
Ich denke die Mutterpflanze hat sich ausgekreuzt. Ich habe trotzdem erst mal Samen genommen, fürs Archiv. Toll sieht’s ja aus. Ich stehe auf gestreifte Tomaten, wenn sie auch nur so toll schmecken würden.
Azoychka, mein Platz 2:
Azoychka habe ich letztes Jahr schon angebaut, aber ich habe sie viel zu früh an die Braunfäule verloren. Es handelt sich um eine alte russische Sorte mit gelb bis orangen, leicht bis stark gerippten Früchten, die zwischen 200 und 400 Gramm wiegen können.
Weniger ausgereift, aber erntereif sieht so so aus: Sehr häufig sind diese Schorfnaht und die formenenmäßigen Verwachsungen, insbesondere bei wechselnden Wachstumsbedingungen. Das Profilbild unter der Überschrift ist hingegen das Optimum der Frucht.
Die Azoychka im Wuchs:
Der Geschmack macht sie zu zu meiner zweitliebsten Tomate. Er ist und süß, intensiv und fruchtig, fast wie ein Obst. Die Frucht ist plattrund, der Durchmesser bis 10 cm. Klassisch Fleischtomate, ist die Frucht mehrkämmrig und vollfleischig. Die Spitze ist vertieft und weist häufig diese Schorfnaht auf, wie ich das nenne. Die Schale ist eher weich und der Erntebeginn ist zeitig . Die Pflanze kann über 2,50 Meter hoch werden, wenn es ihr gut geht. Die Sorte ist kartoffelblättrig.
Leider ist die Sorte auch sehr empfindlich. Zum Beispiel ist sie sehr anfällig für Braunfäule und nicht fürs ungeschützte Freiland geeignet, aber sie reagiert auch am stärksten auf Stickstoffüberdüngung. Hier sieht man mal das Schadbild, das ich verursacht habe: Das ist wirklich extrem.
Es heißt aber auch anders herum, dass sie nicht so nahrhaften Boden braucht, wie andere Sorten. Sie scheint weniger Nährstoffe zu brauchen, oder Vorhandenes stärker umsetzten zu können.
Tschernij Prinz:
Die hochgelobte Tschernij Prinz: Ich weiß schon wieder nicht, ob ich das richtige Saatgut bekommen habe, denn bei mir ist sie gar nicht gerippt oder flachrund. Bei mir ist sie normal kugelig, aber sie hat die grüne Schulter.
Die Frucht soll dünnschalig sein und neige deshalb zu Rissen, von denen man aber sagt, sie würden nicht anfangen zu schimmeln. Das stimmt zumindest bei mir.
Es soll eine große Pflanze (bis 2,5 m) Wuchs sein, mit mittelfrühem Erntebeginn (d.h.: Mitte August). Bei mir war sie jetzt früher dran. Die Fruchtgröße sei unterschiedlich, 50 bis 180 g. Das hier ist die Größte, die ich bisher hatte:
Aber nun kommt das Schlimmste, der nicht erfüllten Verheißungen: Sie schmeckt nicht besonders toll!
Deshalb zweifle ich an der Richtigkeit des Saatgutes. Und ich bin natürlich enttäuscht. Sie erinnert mich an die Sorte Zigan, die ich letztes Jahr angebaut habe und das ist kein Kompliment. Vielleicht probier’ ich nächstes Jahr noch mal anderes Saatgut. Bei der Aufzucht war die Tschernij Prinz problemlos. Alle Jungpflanzen fielen durch ausnahmslos kräftigen Wuchs auf. Sie waren immer ein Stück weiter, als die Anderen.
Dafür trägt sie reichlich. Für Tomatensoße tut sie’s.
Striped Roman:
Ach, Das war eine schwere Geburt: Mein Saatgut ist erst gar nicht gekeimt, beim zweiten Durchlauf hat es nur eine Pflanze bis zum Auspflanzen geschafft und die sieht überhaupt nicht so aus, wie die Sorte soll. Deshalb hatte ich das Glück mir noch eine Pflanze beim Staudenmarkt kaufen zu können.
So soll sie sein: Eine orange-rot gestreifte oder geflammte Tomate in Walzenform mit Zipfel. Zweikämmrig, bis 2,50 Höhe.- Also das stimmt nicht. Meine ist viel höher, jetzt schon. Sie ist die aller Größte und ich kann sie derzeit nicht umhängen, weil die anderen so klein sind und die untersten Tomaten noch nicht gereift sind. Sie würden beim Umhängen dann auf dem Boden liegen, das will ich nicht.
Ihr Geschmack wurde gelobt, deshalb habe ich mich unter den vielen gestreiften Möglichkeiten für sie entschieden. Aber der Geschmack ist nicht besonders spektakulär. Schade.
Dafür ist sie sehr reich tragend und versucht am Ende jeder Blütenrispe einen neuen Trieb zu schieben. Man muss deshalb mit dem Ausgeizen ziemlich hinter her sein. Ich habe jetzt einen Geiztrieb stehen lassen und erziehe sie nun zweitriebig.
Das hier ist die selbst gezogene Pflanze aus dem gekauften Saatgut: Die Pflanze wächst extrem klein und kompakt. Sie ist reich behangen mit Früchten, die aber null gestreift sind und von der Form schon unterschiedlich sind. Eher wie eine kleine San Marzano Tomate. Sie zeigt nicht die starken Triebtendenzen am Ende der Fruchstände. Die Blätter zeigen einen Phoshormangel, bei gleicher Düngung. Geschmack: Noch langweiliger als das Original. Also eventuell auch ausgekreuzt?
Black Cherry:
‘Black Cherry’ ist eine violett bis dunkelbraune Cherry-Tomate mit saftig-süßen, platzfesten Früchten. Der Geschmack wird vielerorts gelobt, und ich finde ihn auch wettbewerbsfähig:-) Er ist fruchtig frisch mit einer schönen säuerlichen Note, die die Süße der Frucht ausgleicht. Sehr ausgewogen und reizvoll. Herrlich, wenn die Frucht im Mund platzt.
Die Pflanzen sind sehr kräftig und wüchsig. Die Pflanzen erreichen im Gewächshaus eine Höhe von weit über 2 m und scheinen immer weiter zuwachsen. Ich weiß gar nicht wohin damit. An einer Rispe wachsen 10 bis 12 Früchte die nacheinander recht langsam abreifen. Im Freiland mögen sie einen geschützten Standort. Black Cherry soll relativ kältetolerant sein, so dass oft bis Oktober geerntet werden kann. Pflanzen sind reich tragend und sollen schon früh beerntet werden können. Ich finde aber sie reift sehr langsam ab. Eine Rispe reift nicht zeitnah zusammen ab. Deswegen kann ich sie so schlecht am Seil runterlassen. Dazu ist die Ernte bei einer Cherrytomate natürlich nicht so effektiv, wie bei einer Fleischtomate. Ich finde, sie nimmt nach meinen Kriterien für ihren Ertrag zu viel Platz ein.
Die kleinen Früchte sind am besten zum Frischverzehr geeignet, allein schon wegen der Größe.
Indigo Rose:
Eine Tomate fürs Auge, ich musste sie einfach mal ausprobieren. Eine amerikanische, spektakulär dunkle Sorte mit auf der Sonnenseite fast schwarze Früchten, in der Größe von Cocktailtomaten bis etwas größer. Wie angekündigt schmeckt sie sehr langweilig. Wer es wohlwollend formuliert, tut es so: Milder Geschmack, kaum Säure, saftig, fast etwas wässrig.
Es war auch bei diesem Saatgut schwer, überhaupt eine Pflanze groß zu kriegen. Das Saatgut hatte ich aber sogar im Baumarkt gekauft. Aber das Saatgut oder die Jungpflanzen wollten nicht. Mir war ja klar, dass sie geschmacklich kein Gewinn ist, deshalb wollte ich nur 1 Pflanze und deshalb habe ich nur 4 ausgesäht. Aber das war die einzige, die es bis zum Auspflanzen gebracht hat. Vielleicht war es ihnen zu kalt während der Anzucht.
Man sagt ja immer, dass diese schwarzen Sorten viel Wärme brauchen. Sie ist übrigens auch die späteste Sorte,. Erste Frucht konnte ich trotz des Wetters erst Mitte August ernten. Die Pflanze zeigt eine normale Blatt- und Wuchsform und lässt sich leicht eintriebig erziehen. Schöne Rispenbildung, Wuchshöhe bis 2,50 Meter. Bei mir ist sie jetzt 2 Meter. Auch das Laub fiel besonders im Jungpflanzenstadium durch eine deutlich dunklere Färbung auf. Jetzt sieht man es kaum noch.
Erstaunlich finde ich, dass sich die dunkle Färbung nur auf die Schale beschränkt und dass sie innen so hell ist. Man könnte da bestimmt schöne Sonnentattoos auf die Schale machen, wie bei Äpfeln mit roten Bäckchen. Fazit: Ich hatte meinen Spass, aber noch mal schafft sie es nicht ins Beet.
Und drei Tage später ist schon wieder die nächste Fuhre erntereif. Und wieder verlangt es nach der Soßenproduktion, das muss alles weg. Zum Einmachen brauche ich größere Töpfe, hier koche ich nur fürs Abendbrot und es gibt viel Tomatensalat. Heute habe ich allein 8 Liter Soße gemacht. Das war vielleicht die Hälfte dieser Ernte.
Das ist Runde 1, es waren nur 11 Gläser. Ich koche dies Jahr direkt im Gartenhaus, weil die Tomaten beim Transport eher Schaden nehmen könnten, als die Gläser. Dann schleppe ich die gefüllten Gläser nach Hause und staple sie neben den Gurken und Marmeladen in den Vorratsschrank. Bald ist er voll und ich muss mich in den Keller erweitern. Ich fühle mich wieder der kleine Hobbit, der sich an seinen vollen Vorratskammern ergötzt. Wohlig betrachte ich die aufgereihten Gläser, betaste sie dann und wann erfürchtig und denke der Winter kann kommen:-) Und so sieht die Samenentnahme bei mir aus:
In den Gewächshäusern habe ich jetzt 3/4 der Tomaten umgehängt, damit sie weiter wachsen können. Leider funktioniert das nicht so, wie ich es mir gedacht hatte, denn dadurch dass die Tomaten so unterschiedlich schnell wachsen, sind einige so groß und andere müssen, bzw. können noch nicht umgehängt werden. Deshalb kann ich nicht alle ein Stück weiter rücken und schön im Kreis lang gehen. Die Pflanzen und deren Laub sollen ja immer schön Abstand haben.
So hängen sie jetzt kreuz und quer: Einige zur Mitte, einige wandern im Uhrzeigersinn und überholen dabei langsamere Tomaten. Langsam wird es schwer, durch das Gewächshaus zu kommen.
August 18, 2018 at 6:43 am
hallo sas,
wie immer interessant und lehrreich, auf die michel pollan bin ich sehr gespannt, die kommt im nächsten jahr auf meinen überdachten balkon.
schön, wenn man so auf die vorräte in der vorratskammer blicken kann.
ich wünsche dir ein nicht zu arbeitsreiches wochenende.
gruss hanna
August 23, 2018 at 8:50 am
Hallo Hanna, dankeschön:-D Ich freue mich schon drauf dein Urteil nächstes Jahr zu hören.
lg sas
September 21, 2018 at 3:43 pm
Ich wundere mich, dass Du so viele Tomaten ernten konntest. Ich hatte nur eine Pflanze auf der Terrasse im Kübel, sie täglich zweimal gegossen und trotzdem hat sie große Hitzeschäden und kümmert dahin.
Aber wir hatten ja auch die heißesten Temperaturen in Deutschland.
September 22, 2018 at 8:24 pm
Hallo Birgid,
ja ich bin mittlerweile sehr gut in Tomaten, weil sie meine Lieblingskultur sind und ich habe auch optimale Bedingungen. Im Topf finde ich es sehr schwierig, es ist schnell zu feucht oder zu trocken. Auch der Nährstoffgehalt der Erde ist ein großer Faktor und zu reichhaltig kann da sogar mal kokntraproduktiv sein. Was hat sie denn für einen Hitzeschaden? Das Gewächshaus hilft da auch noch mal, weil es direkte Sonneneinstrahlung verhindert, das schützt vor Verbrennungen usw. Wie groß ist denn dein Kübel? Also um so größer, desto besser, sag ich mal. Ja, ich hab euer Wetter verfolgt:-)
lg sas