Tomatenvielfalt 2019- Teil 2

Es ist mein Highlight des Jahres: Die Tomatensaison. Monatelang züchtet man seine Pflanzen heran und nun endlich erntet man die Früchte seiner Mühen. Mein Handy ist voller Tomatenfotos. Ständig robbe ich um meinen Küchentisch und arrangiere neu gepflückte Tomaten. Sie sind so schön, ich krieg mich wieder mal nicht ein. Es ist Tomatenliebe. Weiter geht es mit den verbliebenen Sorten:

Antho Weiß

Diese Sorte optisch wirklich ein Highlight unter den diesjährigen Sorten. Ich glaube ich finde sie sogar am schönsten. Diese Farben, dieser Kontrast!

Die Sorte Antho Weiß

Das ‘Antho’ im Namen der Tomate stammt von Anthocyan, dem wasserlöslichen Pflanzenfarbstoff, von dem die Früchte die violette oder blaue Färbung erhalten. ‘Weiß’, naja, ist bei mir hell- bis creme-gelb. Diese Färbung, ihr Glanz und ihre Größe lasen sie deshalb fast wie eine Beere auf mich wirken (Ist es ja botanisch auch). Einfach wunderschön und man will sofort rein beißen.

Antho-Weiß
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Die Intensität dieser Färbung ist abhängig von der Sonneneinstrahlung: An den Stellen, wo die Tomate viel Sonne bekommt, färbt sie sich lila, aber auch das gelb wird intensiver. Es ist wirklich erstaunlich wie stark dieser Effekt ist: Das sind die Tomaten, die ich letztes Jahr geschenkt bekam und aus denen der Samen stammt. Sie sehen ganz blass aus und sie sind auch viel kleiner, denn die Mutterpflanze wurde nicht ausgegegeizt. Meine dagegen schon.

Antho Weiß ist eine recht junge Sorte, die erst vor einigen Jahren aus einer eines Kreuzung der weißen, wohlschmeckenden Kirschtomate Bianca mit größeren und blauen, leider unspektakulär schmeckenden OSU Blue stammt.

Die Sorte schmeckt wirklich gut, die Beste bisher unter den blauen Tomaten, die ich bisher gekostet habe. Leider sind die Früchte platzanfällig. Die Antho Weiß ist sehr starkwüchsig, man kann sie gut 2-3 triebig ziehen, das erhöht den Ertrag, aber man muss dann wirklich aufpassen, dass sie einem nicht über den Kopf wächst. Kommt nächstes Jahr wieder ins Töpfchen.

Artisan Blush Tiger

Ähnlich spektakulär ist auch diese Sorte: Eine länglich ovale Kirschtomate mit orange-roter Flammung. Die Früchte sind bis zu 8 cm lang und bis zu 50 g schwer, je nach Standortbedingung. Auch hier variiert die Färbung nach Reifegrad und Sonneneinstrahlung.

De Früchte sind platzfest, weil die Sorte ähnlich der Michael Pollan, eine dicke Schale hat. Das Fruchtfleisch ist goldgelb und mit süß-fruchtig-frischem, aromatischem Geschmack. Der Geschmack ist wirklich sehr gut, das hat mich doch überrascht.

Stark pigmentiert im Gewächshaus

Die Sorte zeigte sich bisher problemlos im Anbau.Die Sorte ist frühreifend und als Stabtomate gedacht. Sie bildet schöne Rispen und hat einen unbegrenzten Wuchs. Leider wirft sie bei zu großer Hitze die Blüten ab.

Black from Thula

Die Black von Thula ist, wie ihr Name vermuten lässt, eine alte russische Sorte, dort bekannt unter dem Namen “Czerno Tulski Tomat”. Eine sehr schöne dunkle, flachrunde Fleischtomate ganz nach meinem Geschmack.

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Sie hat die typische lila-braune oder mahagoni-Farbe, die die “schwarzen” Tomaten der alten Garde verbindet, bevor die ganzen neueren Anthocyane-Züchtungen auf den Markt kamen. Die Früchte erreichen eine ungefähre Größe von 300g.

Im Jahr davor habe ich die Black Krim angebaut, die ich vom Geschmack leider sehr enttäuschend fand. Mit der Black from Thula bin ich sehr zufrieden, obwohl sie nicht so außergewöhnlich aromatisch und fruchtig schmeckt, wie die Hillbilly oder Azochka.

Die Black from Thula wächst problemlos, lässt sich gut als Stabtomate ziehen und trägt reichlich. Sie zeigt die typische grüne Schulter vieler alter schwarzer Tomaten, die aber nicht mit Grünkragen zu verwechseln ist. Das Grün ist nur ein Pigment in der Haut. Die Frucht reift voll durch.

Beauty King

Beauty King, eine Tomate, die ihrem Namen Ehre macht: ist eine sehr schöne, gelb und rot gestreifte mittelgroße Fleischtomaten-Sorte. Das Fruchtgewicht liegt zwischen 250 und 500 Gramm. Die Sorte entstand in Amerika Amerika aus einer Kreuzung zwischen Big Rainbow und Green Zebra.

Wenn man die Frucht aufschneidet ist sie gelb-orange marmoriert. Wie viele meiner Tomaten, ist sie eigentlich zu schön, um sie im Topf verschwinden zu lassen. Sie macht sich gut im Salat, auf Burgern und dem Brot. Ihr Geschmack ist tomatig-aromatisch und frisch, denn sie ist säuerlicher als andere Sorten. Nicht, dass sie mehr Säure hätte. Sie hat einfach weniger Fruchtsüße um Säure auszugleichen.

Die Sorte trägt gut, hat aber mit 80 Tagen eine längere Reifedauer als Andere. Die Früchte zeigen Dehnungsrisse und dann und wann Verwachsungen.

Vesennij Michurinskij

Das Saatgut habe ich zusammen mit der Antho Weiß bekommen und aus den geschenkten Früchten letztes Jahr entnommen, weil auch sie sie ungemein lecker war. Diese Sorte gehört zu den Kirschtomaten, die ich sonst nicht so gerne anbaue. Da ich dieses Jahr aber nicht so viel Zeit habe meine Riesenernten an Fleischtomaten zu verarbeiten, habe ich dieses Jahr mehr von den kleineren Sorten. Auch bei eintriebiger Erziehung sind die Früchte nicht größer, anders als bei der Antho Weiß.

Die Vesennij Michurinskij ist eine extrem wüchsige Sorte, die permanent entgeizt werden muss. Sie wächst sowohl stark in die Höhe als auch in die Mehrtriebigkeit, ähnlich wie die Black Cherry. Eigentlich ein kleines Monster, das fortlaufend gebändigt werden muss. Solche Tomaten mag ich eigentlich nicht so.

Sie verträgt Stickstoffüberschuss sehr gut und wächst darunter noch extremer und vermehrt vor allem den Fruchtansatz. Unter solchen Umständen ist es sinnvoll sie eintriebig zu ziehen, sonst ist es wegen der kleinen Früchte schon sinnvoll sie mehrtriebig zu ziehen. Bei zu starker Hitze im Gewächshaus wirft auch sie die Blüten ab.

Die Vesennij Michurinskij ist eine klassische Naschtomate, sie kommt nie weit Richtung Küche, weil sie direkt im Vorübergehen weggenascht wird. Sie ist knackig, mit typischen Tomatenaroma, süß mit wunderbar ausgewogener Säure. Die Früchte zeigen sich nicht platzanfällig.

Tigerella

Die Tigerella ist eine Sorte aus dem regulären Handel, ich habe das Saatgut im Baumarkt gekauft. Die Sorte besticht vor allem durch ihren guten Ertrag. Schön anzuschauen ist sie natürlich auch. Das schöne rot-orange Streifenmuster lässt mit zunehmender Reife aber leider nach.

Die Sorte ist eine britische Zucht. Die Früchte sind mit 10-50 Gramm nach meinem Geschmack recht klein, aber am Ende macht’s ja die Mischung. Die Reife beginnt mittelfrüh. Ich würde sie als Salattomate bezeichnen.

Das Manko der Sorte ist leider der Geschmack, ich wurde ja vorgewarnt und es stimmt leider. Die Sorte schmeckt völlig belanglos, kein besonderes Vergnügen. Ach wenn die Größe sie zu einer Salattomate macht, möchte ich diese Sorte nicht in meinem Salat haben, damit kann ich niemanden begeistern. Für Suppen ist sie OK. Leider ist die Sorte auch anfällig für Braunfäule. Es spricht also nicht viel für Tigerella. Unter den gestreiften Tomaten gibt es bessere:-)

Azochka und Michael Pollan

Kein Jahr ohne Azoychka und Michael Pollan, bisher meine beide liebsten Tomatensorten, obwohl beide ihre Herausforderungen im Anbau haben.

Azychka

Ausführliche Sortenbeschreibung der beiden Sorten aus dem letzten Jahr gibt es hier: https://www.reh-garten.de/seltene-tomatensorten-2018-teil-2/#more-8159

Die Azoychka zeigt beim Anbau folgende Schwierigkeiten:

Leider ist die Sorte sehr empfindlich. Zum Beispiel ist sie sehr anfällig für Braunfäule und nicht fürs ungeschützte Freiland geeignet, aber sie reagiert auch am stärksten negativ auf Stickstoffüberdüngung. Hier sieht man mal das Schadbild, eine wirklich sehr heftige Reaktion. Das Problem habe ich eigentlich jedes Jahr, wenn ich den Boden durch Kompost ausgetauscht habe. Genauso sieht sie auch bei Freunden aus, wo der Boden zu reichhaltig ist. Auch sie wirft bei zu hohen Temperaturen die Blüten ab. Da sie nicht so reichlich trägt empfinde ich das immer als schmerzlichen Verlust.

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Die Michael Pollan verträgt die Nährstoffe gut, braucht aber eine gute Wasserversorgung, allerdings nur von unten, da die Sorte auch schnell Braunfäule bekommt. Dieses Jahr hatte ich aber zum ersten mal Blütenendfäule. Mein Kompost war noch nicht reif. Es war zu viel Nahrung darin.

Michael Pollan

Ungünstig ist, dass die Michael Pollan einen begrenzten Wuchs hat und mit 1,20-1,50 Metern relativ klein bleibt. Denn dadurch wird die Erntedauer natürlich arg verkürzt. Das ist schrecklich , weil sie doch die leckerste Tomate für mich ist und dann kommt nichts mehr nach.

Eine Kreuzung bei Azochka

Eine meiner Pflanzen hat sich ausgekreuzt. Ja, sowas kann passieren. Die Pflanze ist nun normalblättrig statt kartoffelblättrig und die Früchte haben eine rote “Eimischung”. Sehr interessiert habe ich diese Pflanze lange beeäugt, bis ich die erste Frucht ernte konnte.

Leider hat die Pflanze bei der Kreuzung verloren: Sieht gut aus, aber der Geschmack ist verschwunden. Komplett weg, das das so geht, ist wirklich ganz erstaunlich. Schade, ich möchte auch mal eine tolle Sorte erschaffen:)

Die Ernte muss weg!

So, also was mache ich jetzt mit meiner Ernte? Ich habe eine weiße Zucchini geschenkt bekommen. Das habe ich daraus gemacht: Gefüllte Zucchini in Tomatensoße im Backofen gegart mit Reis.

Die Füllung besteht aus Hirtenkäse, gedünstetem Mangold, Knoblauch, ein bisschen klein gehacktes Innenleben der Zucchini, welches ich vorher raus gekratzt hatte und geriebenen Sojawürstchen. Die Zucchini habe ich vorher im Backofen vorgegart, weil sie so dick war. Bestrichen mit Olivenöl, Salz&Pfeffer und Knobalauch und frischen Kräutern aus dem Garten.


6 Comments

  1. Toll und sehr informativ! Hier kann man sich gut inspirieren lassen! (Das tweete ich jetzt mal gleich)

    Ergänzend hier unsere Sorten 2019:
    http://www.das-wilde-gartenblog.de/2019/08/10/tomaten-2019-spaet-geschmack-mal-so-mal-so/
    Geschmacklich ist die “Brandywine Black” unser Gewinner des Jahres!

    Die Tigerella hatten wir auch ein paar Jahre und fanden den Geschmack durchaus nicht belanglos. Kommt vermutlich immer sehr aufs Jahr und den Standort an.

    • sas

      August 22, 2019 at 11:40 pm

      Hallo Claudia, lieben Dank fürs Teilen. Brandywine hatte ich noch noch nicht, stand aber schon auf meiner Liste. Mal gucken, was es nächstes Jahr wird.

      lg sas

  2. Liebes Gartenreh,

    nur kurz mein Tomatenresümee: unglaublich ergiebig, viele große Früchte (580 Gramm), gesund und schmackhaft: Juri Gagarin. Wird im nächsten Jahr wieder angebaut. Ebenfalls eine positive Überraschung: Yellow Peach. Ich bin ja immer etwas skeptisch diesen „außergewöhnlichen“ (seltene Farbe/Form etc) Tomaten gegenüber. Diese hier ist besonders, weil sie einen ganz weichen pfirsichartigen Flaum trägt. Aber sie schmeckt auch sehr aromatisch. Enttäuschend: französische Ochsenherztomate. Langweiliger Geschmack (schmeckt nach nichts), Gelbkragen, kränkliche Blätter, wenige Früchte. Meine Lieblingssorten: Renate, Kenigsberg und Regentonne ;-) haben mich natürlich nicht enttäuscht. Ich hoffe sehr, alle Tomaten können noch ausreifen. Irgendwie wurde es plötzlich Herbst.
    Ganz herzliche Grüße,
    Jana

    • sas

      September 8, 2019 at 10:16 pm

      Hallo liebe Jana:-)
      580 gramm spektakulär, und nimmst du am Wettbewerb zur größten Tomate teil? Menno, ich google die Tomate aber kann kein Bild von ihr finden. Was ist das für eine? Rot? Wenn du mal absolut langeweile hast, schick mir doch gerne ein Bild:-D Yellow Peach, kenn ich auch nicht, nur Garden Peach. Wo hast du denn die Samen her?
      Ich werde Regentonne nächstes Jahr auch anbauen und vielleicht auch die Bumble Bee. Dann habe ich mit dem Nabu noch Tomaten getauscht und Samen aus allerlei Roten Tomaten genommen, nicht für mich- sie sind ja nur rot- aber für Freunde des Freilandanbaus. Aber ich habe auch drei Sorten von da gehabt, die ich wirklich nett fand: Das gelbe Birnchen, die braune Pflaume- obwohl die anders aussieht als die, die man bei der Bildersuche findet- und die Zuckertraube. Vom Geschmack waren sie so Regentonne-Qualität, aber sie sind alle sehr klein. So viele kleine will ich vielleicht gar nicht. Da muss ich wohl noch mal selektieren.
      Ja das Wetter, ganz mies, dieser plötzliche Herbst- ich bin ganz traurig und denke sehnsüchtig an 33 Grad auf dem Hausboot sitzen in kurzen Hosen, Hach und Schnüff!! Sommer adé. Meine hängen auch noch voll.
      lg zurück!

  3. Liebe Sas,
    den Samen hab ich aus Frankreich: https://www.ebay.fr/itm/10-graines-de-tomate-rare-Yuri-Gagarin-heirloom-tomato-seeds-bio-organic/202220569783?hash=item2f154904b7:g:klQAAOSwNt1aejHK
    “Yellow Peach” ist die gleiche Tomate wie “Garden Peach”. “Regentonne” schmeckt auf alle Fälle viel besser als “Bumble Bee”. Letztere sieht natürlich hübscher aus.
    Ich bin gerade im Einweckfieber. Der Automat ist toll und ich probiere alle möglichen Rezepte aus.
    LG,
    Jana

    • sas

      September 10, 2019 at 5:03 pm

      Hallo Jana,
      danke für den Link und für die Aufklärung, also Regentonne wird so oder so ausprobiert:-) Machst du nur aus Tomaten ein? Ich komme leider nicht dazu, ich bin froh, dass ich wenigstens eine Runde Tomatenchutney geschafft habe. Habe heute schon wieder eine Tomate abgestaubt. Sie heißt Morado. Sieht ein bisschen aus wie die Black from Thula. Morgen wird verkostet.

      lg sas

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